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Die meisten LP's von "Tyburn Tall" sind verbrannt / Speyerer Jahrestage 2022

Vor 1400 Jahren

   Im Jahr 622 wird Speyer zum ersten Mal als Sitz der Gaugrafen genannt. Bis zum Aufstieg der Bischöfe zu Stadtherren verwalten die Gaugrafen die Gaue im Auftrag der Könige. Der Speyergau reicht vom Rhein zwischen Frankenthal und Weißenbug/Elsass in den Pfälzerwald vermutlich an die gedachte Linie Kusel – Zweibrücken – Bitsch/Frankreich. Grafen im Speyergau sind u. a. die direkten Vorfahren der Salierkaiser: Werner/Wernher + 920, der Altgroßvater, Konrad der Rote + 955, der Urgroßvater, Otto „von Worms“ + 1004, der Großvater von Kaiser Konrad II., und Konrad „der Jüngere“, Vetter des Kaisers.

 

Vor 1175 Jahren

   Seit 847 bis 1410 kommen mehrere Reichskanzler aus Speyer, u. a. Bischof Ulrich von Dürrmenz (+ 1163), Bischof Konrad III. von Scharfenberg, Bischof Heinrich II. von Leiningen und Bischof Raban von Helmstatt.

   Bischof Ulrich ist unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa seit 1159 Reichskanzler, er begleitet Friedrich auf dessen 2. Italienzug nach Rom, seit 1162 Bischof von Speyer, während seiner Zeit als Bischof von Speyer gibt es oft Konflikte zwischen der Institution Bischofsstuhl und den Bürgern. Im Jahr 1163 stirbt Ulrich am 26. Dezember in Maulbronn, er wird im Kloster Maulbronn beigesetzt.

   Bischof Konrad III. von Scharfenberg (+ 1224) ist Bischof von Speyer und Metz, kaiserlicher Domherr von Speyer, Kanzler des römisch-deutschen Reiches, Stammsitz der Familie ist die Burg Scharfenberg nahe der Reichsburg Trifels. Konrad ist anwesend, als Otto VIII., Pfalzgraf von Bayern (Wittelsbacher), König Philipp von Schwaben in Bamberg ermordet. Der Bischof lässt sofort die Insignien des Reiches einpacken, nimmt diese in Verwahrung und bringt sie auf den Trifels in Schutz. Die Veste gilt lange Zeit als der „Tresor des Reiches“. Konrad begleitet die Könige Otto IV. und Friedrich II. zur Kaiserkrönung nach Rom. Nach seinem Tod wird Konrad im Dom zu Speyer gegenüber König Philipp von Schwaben beigesetzt.

   Bischof Heinrich II. von Leiningen (+ 1272), 1245 zum Bischof von Speyer gewählt, im Zusammenhang mit der konfliktreichen Lage zwischen Kaiser und Papst nicht bestätigt und nicht geweiht, aus dem Speyerer Bistum vertrieben, ab 1260 wieder in Speyer, ab 1247 Kanzler des Heiligen Römischen Reiches unter König Wilhelm von Holland, seit 1257 als Kanzler im Lager des Gegenkönigs Alfons von Kastillien, 1258 wechselt Heinrich zum römisch-deutschen König Richard von Cornwall. Konflikte gibt es auch zwischen ihm und dem Bistum Würzburg, dessen Bischof Iring von Reinstein-Homburg er 1255 sogar vertreiben kann. Nach seinem Tod wird Heinrich im Dom zu Speyer beigesetzt, das Grab existiert nicht mehr.

   Bischof Raban von Helmstatt (+ 1439), Kanzler unter König Ruprecht (Wittelsbacher).

 

Vor 975 Jahren

   1047: Kaiser Heinrich III. bringt die Gebeine des Abtes Guido von Pomposa, ein Heiliger, nach Speyer und lässt diese in der Stiftskirche Johannes Evangelist beisetzen, worauf das Stift, eine Gründung Kaiser Konrads II., Vater von Heinrich, in St. Guido umgenannt wird. Ob Guido mit den Saliern, also auch mit Heinrich III. verwandt ist, wird vermutet. Nach wenigen Jahren ist St. Guido Herr über mehrere Dörfer und Höfe, bzw. an Dörfern und Höfen beteiligt, über 700 Jahre lang – bis zur Französischen Revolution – war Otterstadt (Verbandsgemeinde Rheinauen) zu 100 Prozent dem Stift St. Guido im Fürstbistum Speyer hörig. Im Jahr 2000 bringt der Speyerer Bischof Dr. Anton Schlembach mit einer Delegation des Bistums Speyer eine Reliquie des Abtes Guido in die Abtei Pomposa. Bischof Schlembach zelebriert den Festgottesdienst, ihm assistieren vier italienische Bischöfe. Im Jahr 2010 bringt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann kleinere Reliquien nach Pomposa.

 

Vor 775 Jahren

   1247: Kaiser Friedrich II. (Staufer) versucht, die Geistlichkeit durch Graf Friedrich von Leiningen aus der Stadt vertreiben zu lassen - Speyer befindet sich im Streit zwischen Kaiser und Papst auf der Seite Friedrichs II. Ob der Klerus tatsächlich vertrieben wird ist nicht überliefert.

 

Vor 750 Jahren

   1272: Neue Grundlage zur Erweiterung der Macht des Speyerer Domkapitels – Wahlkapitulation (Vertrag) mit Bischof Friedrich von Bolanden. In einer Wahlkapitulation werden die Befugnisse beider Vertragspartner festgeschrieben.

 

Vor 600 Jahren

   1422: Der Speyerer Bischof Raban von Helmstatt versucht die Stadt militärisch zu erobern – im Zusammenhang mit immerwährenden Konflikten zwischen dem Bischof und der Stadt. Durch einen Schiedsspruch des Kaisers Sigmund wird der Kriegszustand zwischen Bischof und Bürgerschaft verhindert.

 

Vor 550 Jahren

   Anno 1472 wird der Schirmvertrag der Stadt mit dem Bischof verlängert. In diesem Jahre – oder schon 1471 – werden in Speyer erstmals Bücher nach der Technik Gutenbergs gedruckt, Verfasser, Autoren, Herausgeber und Drucker sind unbekannt.

 

Vor 500 Jahren

   1522: Bischof Georg von Speyer Pfalzgraf bey Rhein leitet gegen Martin Mucer ein Verfahren zu dessen Exkommunikation ein. Papst Hadrian VI. beklagt sich beim Speyerer Stadtrat über dessen und der Bürgerschaft Zuspruch zur Lehre Luthers. Bucer ist einer der bedeutendsten Theologen der Reformation, nach ihm ist in Speyer der Martin-Butzer-Weg benannt. Bischof Georg stirbt 1529 und wird im Dom zu Speyer bestattet.

   1522: Erasmus von Rotterdam (* 1466/1469 in Rotterdam, + 1536 in Basel), bedeutender niederländischer Gelehrter des Renaissance-Humanismus, geboren in den Burgundischen Niederlanden, Theologe, Priester, Augustiner-Chorherr, Philologe, hielt sich 1522 und 1523 in Speyer auf. Übt Kritik an der Kirche, tendiert zur inneren Reform der Kirche, lehnt die Reformation ab, hielt sich viele Jahre in Basel auf, genoss ein so hohes Ansehen, dass er als Katholik im mittlerweile protestantisch gewordenen Basler Münster beigesetzt wurde. Renaissance-Humanismus - gehobene geistige Strömung, die Humanisten dieser Richtung vertreten eine umfassende Bildungsreform. Erasmus von Rotterdam gilt als einer der Wegbereiter der europäischen Aufklärung.

 

Vor 450 Jahren

   1572: Die Speyerer Reformierten erhalten die Ägidienkirche bis 1623, dann wieder von 1649 bis 1688. Zunächst handelt es sich um die mittelalterliche Ägidienkirche, ab 1628 um die zweite Ägidienkirche, das heutige, stark sanierungsbedürftige Ägidienhaus der Gemeinde St. Joseph.

 

Vor 425 Jahren

   1597 und schon ein Jahr zuvor wütet in Speyer und Umgebung die Pest.

 

Vor 400 Jahren

   1622: Dreißigjähriger Krieg - Speyer wird von kaiserlichen Truppen besetzt.

 

Vor 300 Jahren

   Am 5. April 1722 stirbt Johann Conrad Schwanckhard, einer der reichsten Speyerer Bürger, Besitzer der Einhorn-Apotheke, er lässt das heutige Wohn- und Geschäftshaus mit Apotheke errichten, fertiggestellt 1703 (Maximilianstraße 23). J. C. Schwanckhard ist Bürgermeister von 1710 bis zum Tod.

 

Vor 225 Jahren

   1797: Speyer bekommt die französische Behördenverfassung, eine Folge der Französischen Revolution (1789 bis 1799).

 

Vor 200 Jahren

   1822: Nach 28 Jahren findet – am Pfingstfest – erstmals wieder ein Gottesdienst im Dom statt.

 

Vor 125 Jahren

   1897: Franz Kirrmeier gründet die Celluloid-Werke (Erlusgelände), Philipp Serr wird Bürgermeister, Gründung des Gemeindehausvereins – später Evangelische Stadtmission.

 

Vor 100 Jahren

   1922 wird die Bauarbeitergemeinschaft Neuland gegründet (Baugebiet Speyer-Süd).

 

Vor 50 Jahren

   1972: Beginn der Stadtsanierung, Bau der Umgehungsstraße, neues Altenheim der Bürgerhospitalstiftung, Erweiterung der Siedlungsschule, das Missionsstift St. Guido wird 50 Jahre alt. Die 1969 gegründete Speyer Rockband „Tyburn Tall“ nimmt 1972 eine eigene Langspielplatte auf, hergestellt werden 200 Exemplare, die meisten werden bei einem Brand im Musikgeschäft Markus zerstört. „Tyburn Tall“ ist Vorband von „Golden Earring“ und „Renaissance“.

 

Vor 25 Jahren

   1997: Die Städtepartnerschaft Speyer-Ravenna wird mit einer neuen Urkunde durch beide Oberbürgermeister, Mauro Dragoni und Dr. Christian Roßkopf, bekräftigt. Während des Besuchs einer Delegation der israelischen Stadt Yavne in Speyer aufgrund der bedeutenden mittelalterlichen Judengemeinde in der Domstadt anno 1997 wird der Wunsch nach einer Städtepartnerschaft (ab 1998) geäußert. Die Flugzeugwerke werden 1996 aus dem Verbund der DASA ausgegliedert und am 1. Januar 1997 von der Belegschaft als Pfalz-Flugzeugwerke durch den Kauf von Aktien übernommen. Die städtische Internetseite registriert in den ersten acht Monaten ihres Bestehens rund 110.000 Aufrufe.

 

Anmerkung

   Dieser Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Quellen: Geschichte der Stadt Speyer/Kohlhammer Verlag, Speyer – Kleine Stadtgeschichte/Historischer Verein der Pfalz/Bezirksgruppe Speyer – Handbuch des Bistums Speyer – Kunstdenkmäler in Bayern/Band Bezirksamt Speyer – „Tyburn Tall“: progarchives.com – Bernhard Bumb

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