Aktuell

Bilder © Detlef Oertel

Seiler: „Wir müssen den Run aufs Gymnasium eindämmen“

„Gutes Handwerk ist unverzichtbar“ / Mit „Handwerk rockt!“ junge Leute als Azubis gewinnen

Speyer. - Seit Jahren will das Handwerk Schulabgänger für seine Sparten begeistern. Mit dem jährlichen „Girls' & Boys' Day“ sollen auch Mädels traditionelle Männerberufe wie beispielsweise Schreiner, Mechatroniker, Installateur und Maler schmackhaft gemacht werden. Nun brechen die Speyerer Handwerksbetriebe mit „Handwerk rockt!“ nach vorne und laden Jugendliche zu einer „etwas anderen Ausbildungsmesse“ in die Halle 101 ein.

 

Thomas Kleinböhl.

 

   Beim 39. Zunftbaumfest, das gestern auf dem alten Markt stattgefunden hat, wurde – wie seit Jahren bundesweit – das Thema „Fachkräftemangel“ und der Mangel am Nachwuchs im Handwerk in den Mittelpunkt gerückt. Am 12. Mai sollen in der Halle des Rockmusikervereins „Party und Spaß“ bei der Bildungsoffensive „Handwerk rockt!“ die Berufsausbildung und das bewährte duale Ausbildungssystem interessant machen.

 

Werbung für "die etwas andere Ausbildungsmesse".

 

   Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler hob in ihrer Rede hervor, dass neue Bildungsoffensiven im Handwerk notwendig seien und sie machte unmissverständlich klar: „Wir müssen den Run aufs Gymnasium eindämmen“. Seiler betonte: „Gutes Handwerk ist unverzichtbar“. Als Thomas Kleinböhl die Rede der Oberbürgermeisterin ankündigte kam die Stadt-Chefin auf die Minute genau schnellen Schrittes aus Richtung ihres Amtssitzes ans Rednerpult und begann ihre Ansprache treffend: „Pünktlich wie die Maurer!“

 

Stefanie Seiler.

 

   Dirk Fischer, Präsident der Handwerkskammer der Pfalz, sagte, dass „nur kritische und kreative Köpfe das Handwerk weiterbringen“ und merkte an: „Azubis, Gesellen und Meister sind die Schlüssel zum Erfolg des Handwerks“. Auch Fischer verwies auf die Aktion „Handwerk rockt!“, bei der Jungs und Mädels nicht nur von beruflichen Informationen sondern auch von „fetten Beats“ erwartet werden.

 

Dirk Fischer.

 

   Der Kammerpräsident zitierte die älteste Handwerksurkunde der Pfalz, ein Speyerer Zunft-Dokument aus dem Jahr 1327, in der geschrieben steht, dass die Zünfte sich „zum Wohl und zur Unabhängigkeit“ der Stadt Speyer einsetzen und schlug so den Bogen zum Einsatz des Handwerks für das Wohl der Gesellschaft in der heutigen Zeit.

 

 

   Begrüßt wurde das Publikum – unter diesem Vertreter der Speyerer Politik, Wirtschaft und verschiedener gesellschaftlicher Organisationen – vom Vorsitzenden (Zunftmeister) des Vereins Speyerer Handwerkstradition Thomas Kleinböhl mit zünftigem Spey‘rer Pfälzisch. So sah man unter den VIPs Bürgermeisterin Monika Kabs (CDU), die Beigeordnete Irmgard Münch-Weinmann (Grüne), den Landtagsabgeordneten Michael Wagner (CDU) und den Vorsitzenden der SPD-Stadtratsfraktion Philipp Brandenburger.

 

© Bernhard Bumb/Archiv

 

   Eröffnet wurde das Fest mit einem kleinen Einzug der Handwerker – voran der Fanfarenzug unter der Leitung von Eckhard Krieg – vom Altpörtel kommend unter Mitführung der kleinen Ausgabe des großen Zunftbaumes, der mittlerweile ganzjährig auf dem alten Markt an der Maximilianstraße steht. Als Sponsoren des Festes wurden genannt: Volksbank, Sparkasse, die Stadtwerke, und das Wirtshaus am Dom, das für die Beleuchtung des Zunftbaumes, Symbol des Zusammenhalts und der Bedeutung des Handwerks, sorgt.

   Mit einem Info-, Kuchen- und Kaffeestand zum Thema Polio Schutzimpfung machte – schon traditionell bei den Zunftbaumfesten – der Rotary Club Speyer mit. Das Motto des Service Clubs: „End Polio Now – Für eine Welt ohne Kinderlähmung“.

   An ihrer Kleidung und ihren Attributen waren zu erkennen: Schornsteinfeger, Maler, Zimmerleute und eine Gruppe des Unternehmens Elektro Merz. Aber wo sind die Handwerker der Kfz-Betriebe, der Kosmetikstudios, der Sanitär-, Spengler-, Heizungsbaubetriebe und wo sind die Schlosser und Schreiner geblieben? Na ja, vielleicht kreuzen mehr Zünfte nächstes Jahr zum 40. Zunftbaumfest auf. - bb

Zusätzliche Informationen