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Maria Cecilia Barbetta. - Bild: © Marcus Höhn

Die Madonna von Ballester - Maria Cecilia Barbetta liest im Historischen Rathaus

Die in Buenos Aires geborene und in Berlin lebende Schriftstellerin María Cecilia Barbetta wird am Donnerstag, 28. Februar, 20 Uhr, im Historischen Rathaus im Rahmen der Reihe SPEYER.LIT in die Jahre der argentinischen Militärdiktatur zurückschauen. Dabei kommt das „Nachtleuchten“ in María Cecilia Barbettas gleichnamigem Roman von einer kleinen, mit fluoreszierender Farbe bemalten Plastikmadonna, die auf Wanderschaft geht. Ein Trick, aber das Figurenpersonal des Romans kann jeden Hoffnungsschimmer gebrauchen: Sie leben Mitte der 1970er-Jahre, am Vorabend der argentinischen Militärdiktatur, in Ballester, einem Einwandererviertel von Buenos Aires.

Barbetta berichtet darin vom Leben der ganz normalen Leute. Sie nimmt den Leser mit in einen Friseursalon und eine Autowerkstatt, an Orte des Alltags. Die Werkstatt trägt den vielversprechenden Namen «Autopia» und erweist sich als Zentrum des Viertels, wo über Liebe, Fußball, Keilriemen und die Peróns leidenschaftlich diskutiert wird. 1974 ist ein Schlüsseljahr für Argentinien und der Angelpunkt des Romans. Im Herbst 1973 war der 1955 vom Militär gestürzte Präsident Juan Perón zurückgekehrt und erneut in dieses Amt gewählt worden. Doch die zweite peronistische Epoche währte nicht lang. Am 1. Juli 1974 starb er, was sein Land in eine massive Krise stürzte, die seine Frau Isabel als Nachfolgerin nicht zu beruhigen vermochte, zumal sie es mit Peróns kultisch verehrter, jung verstorbener erster Frau, Evita, nicht aufnehmen konnte. 1976 putschte das Militär erneut, und eine Schreckensphase setzte ein. Barbetta will ergründen wie das Leben aussieht am Vorabend einer autoritären Machtübernahme. Wie fühlt es sich an, wenn die Angst zum ständigen Begleiter wird? Barbetta selbst war 4 Jahre alt als sich 1976 das Militär in Argentinien an die Macht putschte. Sie trägt diese düstere argentinische Geschichte in sich. Poetisch und sinnlich beschwört sie die elektrisierte Atmosphäre am Vorabend dieses politischen Umsturzes in Buenos Aires. Der Roman ist das Gemälde einer Gesellschaft, die vor einer dunklen Epoche steht und es nicht wahrhaben will. Das Buch erzählt davon, wie die Gesellschaft erst schleichend und dann über Nacht eine andere wird, wenn die Mehrheit schweigt.

María Cecilia Barbetta wurde 1972 in Buenos Aires geboren, wuchs in dem Einwandererviertel Ballester, in dem ihr Roman 'Nachtleuchten' spielt, auf und besuchte dort die deutsche Schule. 1996 zog sie nach Berlin und blieb. Ihr erster Roman, 'Änderungsschneiderei Los Milagros' (2008), wurde unter anderem mit dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. 'Nachtleuchten' (2018) wurde mit dem Alfred-Döblin-Preis geehrt, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2018 und wird für seine politische Botschaft und die virtuose Sprachkunst gefeiert. -Matthias Nowack-

Karten für die Lesung gibt es im Spei´rer Buchladen, bei der Tourist-Information der Stadt Speyer und unter www.reservix.de







 







 



Matthias Nowack

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