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v. l. Bürgermeisterin Monika Kabs, Gudrun Wellensiek, Oberbürgermeister a. D. Werner Schineller. - © Stadt Speyer

Stadtarchiv erhält Nachlass des Speyerer Unternehmers und Mäzens Töns Wellensiek

Speyer. - Der Nachlass des Speyerer Unternehmers und Mäzens Töns Wellensiek befindet sich von nun an in stolzem Besitz des Speyerer Stadtarchivs.

   Vier Generationen umfasst die weitreichende lokale und internationale Vernetzung der Familie Wellensiek sowie der gleichnamigen Zigarrenfabrik im 19. und 20. Jahrhundert. Damit enthält der Nachlass bedeutende Zeugnisse der Zeit- und Wirtschafts- und Sozialgeschichte ebenso wie zur Speyerer Stadtgeschichte.

   „Die Schenkung ist ein wahrer Glücksfall“, unterstreicht Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und dankt der Witwe und Spenderin Gudrun Wellensiek.

   Die Stadtchefin appelliert an Privatpersonen: „Wenn sich historische Fotografien, Filmaufnahmen oder Briefe in ihrem Besitz befinden, entsorgen Sie diese bitte nicht einfach, sondern lassen Sie diese wertvollen Dokumentationen von Zeitgeschichte ihren Weg ins Stadtarchiv finden.“

   „Es gibt so viel Interessantes zu entdeckten. Toll, dass wir an dieser Geschichte nun teilhaben können“, freute sich auch Bürgermeisterin und Kulturdezernentin Monika Kabs und dankte im Rahmen der offiziellen Nachlassübergabe OB a. D. Werner Schineller für die Vermittlung sowie den Mitarbeitern des Stadtarchivs, die die Dokumente aufarbeiten und diese nun in einer Datenbank der Forschung zur Verfügung stehen.

   „Töns Wellensiek und seine Familie haben Großartiges geleistet und dass die Zeugnisse davon geschlossen vorliegen, ist eine wertvolle Bereicherung für die Stadt“, erklärt Werner Schineller.

   Der Nachlass umfasst mehrere Fotoalben zur Familien- und Firmengeschichte, zum Einsatz des Vaters Hans Wellensiek im Ersten Weltkrieg, zu den Reisen der Familie sowie zur Speyerer Stadtgeschichte. Bezüge zur Baugeschichte der Stadt Speyer spiegeln sich im Verwaltungsgebäude der Zigarrenfabrik Wellensiek, dem heutigen Stadtarchiv, und dem in den Jahren 1908 und 1909 errichteten Bauwerk des Historismus wieder. Außerdem sind die Direktorenvillen des Zigarrenfabrikanten Hermann Wellensiek, einem großbürgerlichen Gründerzeitbau von 1896 samt Remisen-/Kutscherhaus am Fischmarkt, sowie des Geschäftspartners Carl Schalk kurz nach 1900 in der Schützenstraße, Ecke Landauer Straße, zu nennen.

   Des Weiteren sind Unterlagen und Fotografien zur Zigarrenfabrik Wellensiek und zur Zelluloidfabrik Kirrmeier sowie Dokumente zur Entnazifizierung von Wirtschaftsbetrieben in der Pfalz Inhalt der Schenkung, die darüber hinaus Auskunft über das wohltätige Engagement der Familie gibt.

   Die zweibändige Familienbibel aus dem späten 19. Jahrhundert mit beigefügter Familienchronik gewährt unter anderem Einblicke in die Biografien von Hans und Töns Wellensiek.

 

Töns Wellensiek

   Töns Wellensiek (*1938 +2022) übernahm in den 1970er Jahren die Leitung der 1898 gegründeten Speyerer Zigarrenfabrik und war letzter Geschäftsführer bis zur Schließung des Betriebs 1973. In den 1980er Jahren kehrte er nach mehreren Auslandstätigkeiten in der Tabak- und Zigarrenbranche nach Speyer zurück und führte zuletzt von 1983 bis 1993 das Einzelhandelsgeschäft „Tabac und Mode“ in der Gilgenstraße 14, dem heutigen „Brillen Bosslet“.

   Der Speyerer Unternehmer war außerdem ein begeisterter Amateur-Filmer. 2008 gründete er die „Stiftung zur Förderung künstlerischer Filmproduktionen und Amateurvideos“. Die „Töns Wellensiek-Stiftung“, seit 2017 unter dem Dach der Kulturstiftung Speyer, fördert Kunst und Kultur in Speyer und der Pfalz.

   Das Anliegen der Stiftung ist die kulturelle Mitverantwortung von Bürgerschaft und Unternehmen. - Annika Roth

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