Aktuell
- Details
- Veröffentlicht am Freitag, 08. September 2023 05:40
Die Statue Philipp von Schwaben im Dom zu Speyer, in der rechten Hand die zusammengerollte Bestätigungsurkunde für die Bildung des Speyerer Stadtrates, geschaffen im Jahr 1858 von Anton Dominik Fernkorn © Bernhard Bumb
Philipp von Schwaben zwei Mal zum König gekrönt / Der Speyerer Stadtrat wird bestätigt
Heute vor 825 Jahren, am 8. September 1198, wurde Philipp von Schwaben zum König gekrönt und vor 825 Jahren bestätigte er den Bürgern der Stadt Speyer das Recht, einen Rat aus ihren eigenen Reihen zu wählen.
Aufgrund sehr schwieriger politischer Verhältnisse wurden anno 1198 zwei Herren zu Königen gewählt, was zum „deutschen Thronstreit“ führte. Die Gewählten waren: der Welfe Otto von Braunschweig und der Staufer Philipp von Schwaben, jüngster Sohn Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. Die Kontrahenten suchten europäische und päpstliche Unterstützung. Schließlich konnte sich Philipp durchsetzen. Bedeutend war die Verwandtschaft Philipps mütterlicherseits mit den Saliern. Otto von Braunschweig wurde später als Otto IV. zum Kaiser erhoben.
Die Krönung
Während der Welfe am traditionellen Krönungsort Aachen vom Kölner Erzbischof als dem Koronator (Krönungsberechtigter) geweiht und gekrönt wurde, empfing Philipp erst Monate nach seiner Wahl in Mainz Weihe und Krone aus den Händen des burgundischen Erzbischofs Aimo von Tarantaise. Und Philipp war im Besitz der Reichsinsignien, da diese in staufischem Händen waren. Für Ottos Krönung wurden eigens Insignien hergestellt.
Also kurios: Otto wurde vom Koronator gekrönt, aber mit den falschen, extra für ihn angefertigten Insignien ausgestattet, Philipp wurde nicht vom Koronator aber mit der echten Krone gekrönt.
Papst Innozenz III. sprach sich zwar nach Prüfung aller Argumente für Otto IV. aus, doch gelang es Philipp, immer mehr Fürsten für seine Herrschaft zu gewinnen.
Sogar der Kölner Erzbischof wechselte das Lager und erkannte Philipp Anfang Januar 1205 als König an, der Staufer konnte nun symbolträchtig die fehlerhafte Königskrönung revidieren: Er ließ sich in allen Punkten nun „richtig“ und rechtmäßig am 6. Januar 1205 von Adolf von Köln in der Pfalzkapelle zu Aachen zum König weihen und krönen.
Quelle: www.wissenschaft.de/zeitpunkte/6-januar-kroenung-philipps-von-schwaben/; https://www.grin.com/document/124900
Der Königsmord
Auf dem Höhepunkt seiner Macht, wurde Philipp anno 1208 vom Wittelsbacher Pfalzgraf Otto VIII. in Bamberg ermordet. Noch heute befindet sich im Stammbaum der Wittelsbacher (Homepage der Familie) beim Namen dieses Verwandten die Bezeichnung Königsmörder. Der Pfalzgraf und seine Freunde konnten fliehen.
Der wahre Grund des Mordes lässt sich nur vage erahnen, es gibt vier Varianten in der alten und neuen Geschichtsschreibung. Ein Schwerpunkt liegt auf politisch brisanter Seite, ein Schwerpunkt soll die Heiratspolitik des Königs gewesen sein.
Eine der Varianten: Philipp habe eine Tochter dem Pfalzgrafen zur Frau versprochen und dann doch einen Neffen des Papstes oder Wenzel, Sohn des Königs Ottokar I. von Böhmen, auserkoren. Daraufhin sei der Wittelsbacher, der immer treu zu Philipp stand, so böse enttäuscht gewesen, dass er vor lauter Zorn den König umgebracht hat.
Die Zeugen der Tat - ein Schwertschlag ans Genick des Königs - konnten den Mörder, dessen Freunde und Helfer nicht aufhalten. Aber der Bischof von Speyer, Konrad von Scharfenberg, Kanzler des römisch-deutschen Reiches, schnappte die Reichsinsignien und brachte diese im Eiltempo auf die Burg Trifels bei Annweiler in Sicherheit. Der Trifels galt als Tresor des Reiches – schwer bewacht und uneinnehmbar.
Philipps Mörder wurde im März 1209 vom Reichsmarschall Heinrich von Kalden in einem Getreidespeicher an der Donau in der Nähe von Regensburg entdeckt und von diesem auf der Stelle sofort enthauptet. Beim Getreidespeicher hatte sich Otto, unerkannt ob seiner Herkunft und Tat, als Knecht verdingt. Angeblich wurde die Leiche Ottos anonym in einem bayerischen Kloster begraben. Die Helfer Ottos wurden gefangen genommen, aber nach drei Jahren rehabilitiert.
Kaiser Friedrich II., Enkel Friedrichs I. Barbarossa, ließ während des Speyerer Hoftages 1213 die Gebeine Philipps am Weihnachtsfest in der Kaisergruft im Dom beisetzen.
Philipp war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt eine entsprechende Bildung, 1190 wurde er zum Bischof von Würzbureg gewählt, doch wegen der familiären und politischen Lage brach Philipp die geistliche Laufbahn bereits im Jahr 1191 ab.
Stadtrat
„Zwölf Männer, nach deren Beschluss die Stadt regiert werden soll“, sollen von den Speyerer Bürgern als Rat gewählt werden. Ob die Krönung Ottos oder Philipps rechtmäßig war, ob die zweite Krönung des Philipp rechtens war, mag die Wissenschaft diskutieren – daher ist auch nicht ganz sicher, ob Philipp als König oder noch als Herzog das Recht, einen Speyerer Rat zu bilden, verliehen hat. Als Herzog eigentlich undenkbar.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass Heinrich VI. die Bildung des Speyerer Stadtrates grundsätzlich entschieden habe, aber aufgrund seines Todes habe Philipp von Schwaben – doch noch als Herzog? - den Entschluss des verstorbenen Kaisers lediglich bestätigt. - Bernhard Bumb
Quellen:
Deutsche Geschichte Band 3, Herausgeber: Heinrich Pleticha, Die staufische Zeit © Verlagsgruppe Bertelsmann GmbH/Lexikothek Verlag GmbH, Gütersloh 1982; Klotz/Rölle: Speyer – Kleine Stadtgeschichte © Historischer Verein der Pfalz 2008; Geschichte der Stadt Speyer 3 Bände, Verlag Kohlhammer, 1982/1989; 800 Jahre Speyerer Stadtrat, Schriftenreihe der Stadt Speyer, Band 11, Voltmer, Rund, Schineller, 1999 © Stadt Speyer. Deutsche Biographie Verlag Duncker & Humblot.