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Oberkirchenrat i. R. Dr. Dr. h. c. Horst Hahn +

„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ (1. Korinther 15,10)

Speyer (lk). Mit großer Dankbarkeit und tiefer Trauer nimmt die Evangelische Kirche der Pfalz Abschied von Oberkirchenrat i.R. Dr. Dr. h.c. Horst Hahn, der am Montag, 21. Juli 2025, im Alter von 91 Jahren in Speyer gestorben ist.

   Der am 23. November 1933 in Aschaffenburg geborene Horst Hahn hat in seinem über Jahrzehnte währenden Wirken das geistliche, theologische und diakonische Leben der pfälzischen Landeskirche nachhaltig geprägt. Als Theologe, Gestalter, Seelsorger und leidenschaftlicher Bibelkenner war er vielen Menschen ein Wegweiser im Glauben und Leben.

 

Ein Leben für die Kirche

   Horst Hahn studierte Theologie in Mainz und Göttingen, sein Studienschwerpunkt lag auf dem Neuen Testament. Besonders geprägt wurde er durch das theologische Denken Karl Barths, das ihn sein gesamtes Leben begleitete. Nach dem Vikariat in Kaiserslautern und einem selbständigen Vikariat in Schopp wirkte er ab 1960 als Gemeindepfarrer in Schopp. Es war eine Zeit intensiver Gemeindearbeit, die ihn tief mit der Basis der Kirche verband.

   1968 wurde Hahn Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Landeskirche. Hier setzte er Schwerpunkte in der Bibelwoche, der Aus- und Fortbildung von Lektorinnen und Lektoren und Prädikanten und Prädikantinnen, der Verkündigung im Freizeitbereich sowie in der Mitarbeit im Planungsausschuss der Landeskirche. Besonders wichtig war ihm die Nähe zu den Menschen, die Sprachfähigkeit des Glaubens und die lebendige Gestaltung kirchlichen Lebens. Sein Wirken war stets getragen von seiner Überzeugung: „Die Bibel ernst nehmen – und danach leben.“

 

Verantwortungsträger mit klarem Profil

   1976 wurde Horst Hahn in das Kollegium des Landeskirchenrats gewählt, wo er unter anderem für Diakonie, Mission, Ökumene, Seelsorge und Kirchenmusik verantwortlich war. Ab 1984 wirkte er zusätzlich als Stellvertreter des Kirchenpräsidenten, ein Amt, das er bis zu seinem Ruhestand 1997 mit großer Umsicht und Klarheit ausfüllte. Dabei war er für viele ein verlässlicher Gesprächspartner in theologischen wie organisatorischen Fragen.

 

Ein Theologe mit Leidenschaft

   Wer Horst Hahn begegnete, begegnete einem Menschen, der mit großer innerer Leidenschaft über die Bibel sprechen konnte. Für ihn war sie kein Buch von gestern, sondern „zentrale, unverwechselbare und sonst nirgendwo vorkommende Botschaft“. Selbst im Ruhestand war er ein gefragter Redner im „Jahr der Bibel“, ein engagiertes Gemeindemitglied und regelmäßiger Prediger in Speyer, wenn Not am Mann war.

 

Stimmen über einen „Bruder im Glauben“

   Sein Nachfolger als Dezernent, der spätere Kirchenpräsident Dr. h.c. Christian Schad, würdigte Horst Hahn als einen Menschen, der „menschliche Wärme mit geistig-geistlicher Klarheit verband“. Er war, so betont Schad, „gerade als aufmerksam Zuhörender Seelsorger. Das haben seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Menschen, die ihm anvertraut waren, ganz unmittelbar erfahren. Zudem war er eine empfängliche Person. So wie das Leben von Anfang an und über die Schwelle des Todes hinaus verdanktes Leben ist, so waren für ihn andere Menschen zuerst Gabe: Es war diese Offenheit, sich durch Andere beschenken zu lassen, die ihn als Ökumeniker auszeichnete – sowohl im Kontakt mit unseren Glaubensgeschwistern in der weltweiten Ökumene als auch im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer christlicher Konfessionen. Immer sah er das Miteinander als Bereicherung an, auch als Korrektiv der eigenen Sichtweise. Dass wir primär Empfangende sind, hat er auch als Diakoniedezernent betont. Es ist Gottes Dienst an uns, der uns zum Dienst am Nächsten instand setzt und uns davor bewahrt, Hilfsbedürftige paternalistisch von oben zu behandeln. Möge Horst Hahn jetzt schauen, was er zeitlebens geglaubt und erhofft hat.“

   Oberkirchenrätin Marianne Wagner würdigte Horst Hahn als einen bis in sein hohes Alter versierten und dialogbereiten Gesprächspartner. "Ich habe Horst Hahn als geistliche Leitungspersönlichkeit kennen gelernt, die großes Interesse am Austausch gerade mit den jüngeren Generationen und deren Blick auf Theologie und Kirche hatte. Bei ihm konnte man sich wertvollen und unprätentiös gegebenen Rat holen. Er wird uns fehlen."

 

Die Bibel als Lebenskompass

   Als Vorsitzender (1969–1976) und später stellvertretender Vorsitzender des Pfälzischen Bibelvereins engagierte sich Hahn in besonderer Weise für die Vermittlung biblischer Inhalte. Auch im Ruhestand war er viel unterwegs, hielt Vorträge und Gottesdienste – nicht, weil er musste, sondern weil er noch viel zu sagen hatte. Michael Landgraf, sein langjähriger Weggefährte, lobte ihn als jemanden, „der im Ruhestand so richtig in Fahrt kam“ und der „die Bibel neu buchstabieren wollte“.

   Sein Bibelverständnis war dabei klar: Die Schrift ist kein museales Objekt, sondern Gottes lebendiges Wort, das uns heute herausfordert und tröstet. Für Hahn war Exegese nie Theorie, sondern Handwerk, Wegweisung und persönliche Lebenshaltung

 

Ein Brückenbauer

   Horst Hahn war stets ein Mann der Verbindung: Zwischen Ost und West – er setzte sich früh für die Partnerkirche in Anhalt ein. Zwischen Konfessionen – sein ökumenisches Engagement, unter anderem. im Austausch mit der katholischen Kirche, war geprägt von Respekt und theologischem Tiefgang. Generalvikar Hugo Büchler sagte bei Hahns Verabschiedung aus dem Amt treffend: „Für die Harmonie des Ensembles ist die zweite Geige am wichtigsten.“

   Als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Diakonissenanstalt half er, Weichen für die Zukunft zu stellen – nicht nur als Gestalter, sondern auch als geistlicher Begleiter und „Hauskaplan“ bei den wöchentlichen Andachten.

 

Worte des Dankes

   Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst sagte: „Mit Horst Hahn verlieren wir eine geistliche Persönlichkeit, die mit leidenschaftlichem Engagement und theologischer Tiefe unsere Kirche geprägt hat. Sein Vertrauen in die Kraft der Schrift und sein Einsatz für die Menschen waren beispielhaft.“

 

Ein Mensch mit Haltung

   Wer Horst Hahn begegnete, spürte schnell seine stille Bescheidenheit, seine Klarheit im Urteil und seinen feinen Humor. In seiner Abschiedsrede 1997 sagte er: „Ich muss gestehen, es hat mir ausgesprochen gutgetan.“ – ein Satz, der seine tiefe Dankbarkeit und Zugewandtheit ausdrückte.

   Mit dem goldenen Kronenkreuz der Diakonie wurde sein Lebenswerk geehrt. Doch sein größtes Vermächtnis bleibt sein Zeugnis: Dass Theologie Leben meint. Und dass Glaube stets Gestalt sucht – in Gemeinschaft, Musik, Seelsorge und Bibelarbeit.

   Horst Hahn war ein Mensch des Wortes und der Tat. Ein Mensch, der mit der Bibel lebte, aber nicht vom hohen Podium aus, sondern nah zu den Menschen sprach. Seine Klarheit, seine stille Freude und seine Fähigkeit zur Versöhnung machen ihn unvergessen.

   Horst Hahn war und bleibt ein Mensch, der in der Evangelischen Kirche der Pfalz Spuren hinterlässt – Spuren des Vertrauens, der Orientierung und der Hoffnung.

   Wir danken Gott für sein Leben. Wir trauern mit allen, die ihm nahestehen. Und wir erinnern uns an einen, der die Kirche der Pfalz still und kraftvoll mitgeprägt hat. - Eva Stern

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